Lass mich hören, wie du sprichst und ich sage dir, wie glücklich du bist
- André Maaß

- 4. Aug. 2021
- 4 Min. Lesezeit

Es gibt Sprachnachrichten, da muss ich mir Stift und Zettel holen und mitschreiben. Anders geht es nicht, denn sonst würde ich die Hälfte vermutlich vergessen. Es ist aber eine der beliebtestes Kommunikationsvarianten derzeit. Gefühlt nutzen viele ihr Smartphone gar nicht mehr zum Telefonieren. Das ist weder gut noch schlecht. Es ist einfach so. Ein Zeitreisender aus den 80ern würde sich vermutlich sehr über die eigenartige Schreibe Brot wundern, die sich viele Menschen da vor das Gesicht halten. Und dann mit der Stulle auch noch sprechen. Aber etwas Gutes hat die Sache doch: Es wird wieder mehr gesprochen und weniger Nachrichten geschrieben. Im Laufe der Jahre hat sich auch die Art und Weise sehr verändert, wie die Leute miteinander kommunizieren.
Meinen Burn-out konnte man hören
Schon lange bevor ich mir 2012 meiner mentalen Schlagseite bewusst wurde, hab ich viele negative Formulierungen benutzt. Über Jahre muss sich das so bei mir eingeschlichen haben. Daran kam mir jedoch nichts ungewöhnlich vor, denn es war ja mein üblicher Sprachgebrauch. Dann kam die Zeit nach meine Burn-out, in der ich mich intensiv mit meiner Entwicklung und Veränderung beschäftigte. Ich wollte ja schließlich mein Glück und meine gute Laune wiederhaben. Also beschloss ich, auch etwas an meiner Redensart zu verändern. Nun fiel mir auch immer öfter auf, dass ganz viele Leute um mich herum auch so sprachen. Der negative Einschlag war überall zu hören. Ich fragte mal einen Freund, wie sein Hotel im Urlaub war. Statt eines fröhlichen "Du das war echt klasse! Tolle Betten, ein sauberes Zimmer, guter Service und das Essen war spitze!", kam ein trockenes "Ja nicht schlecht, ich hatte nix zu meckern." Anstelle eines positiv formulierten Lobes, kam eine negativ gefärbte Aussage. Jetzt wird sich vielleicht der eine oder die andere fragen, was an der Aussage so ungewöhnlich ist? Nichts. So sprechen sehr, sehr viele Menschen, denen ich begegne. Bei mir war es damals genauso. Meine schlechte mentale Verfassung hatte sich direkt in meine Art zu reden gepflanzt. Schnell kristallisierte sich für mich heraus, dass es sehr wohl einen Unterschied macht, wie ich mich ausdrücke. Ich begann damit, meine Formulierungen positiver zu wählen. Dabei bemerkte ich zwei Dinge. Zum Einen wurde meine Grundstimmung dadurch langsam aber sicher besser. Zum Anderen erlebte ich, dass ich mich mit dieser Art zu reden deutlich von anderen abhob. War etwas gut oder schön, dann sagte ich es auch so und wählte keine ablehnend klingenden Sätze. Worte haben nun einmal Macht. Darüber sollte man sich bewusst sein. Hier habe ich mal ein paar Vergleiche für dich, damit du siehst, was ich meine:
"Ich freu´ mich für dich" - klingt erstmal gut. Fühlt man aber in die Aussage rein, dann wirkt sie distanziert. Das Gefühl, dass die Freude aufrichtig ist, will sich aber ums Verrecken nicht einstellen. Krasser ist es noch bei der kürzeren Variante "Schön für dich." Das ist schon fast eine verbale Backpfeife. Anders sieht es da aus, wenn man nur ein Wörtchen ersetzt. "Ich freue mich mit dir!" hat eine größere emotionale Nähe und klingt deutlich glaubhafter.
Das Wort "sorry" soll entschuldigend wirken und ist seit vielen Jahren in unserer Alltagssprache angekommen. Es ist aber eigentlich keine bitte um Entschuldigung, sondern ein Ausdruck des Bedauerns im Sinne von "tut mir leid". Vergleiche mal die emotionale Wirkung eines lapidar hingeschnodderten "sorry" mit folgender Aussage: "Es tut mir leid, dass ich es vergessen habe. Ich bitte dich um Entschuldigung!". Na? Wo steckt mehr wertschätzende Emotion dahinter? By the way: Man kann sich nicht selbst entschuldigen. Das können nur andere. Ich kann höchstens um Entschuldigung bitten.
Achtsamkeit fängt schon bei der Wortwahl an
Soweit ich mich erinnern kann, habe ich früher kaum über meine Wahl der Worte nachgedacht. Das lag hauptsächlich daran, dass mir die Kraft von gewählten Formulierungen gar nicht bewusst war. Später, als ich mich dann auf dem Weg meiner persönlichen Veränderung befand, wurde ich mir dessen immer bewusster. Omi hat zwar immer gesagt "Der Ton macht die Musik" aber die Worte, die ich benutze, tun es ebenso. Bei meinem Freund und Trainerkollegen Achim Dohmeier habe ich mal in einem Seminar zum Thema Konfliktmanagement gelernt, dass es eine "gewaltfreie Kommunikation" gibt. Der Kern dabei ist die empathische und wertschätzende Art und Weise, mit anderen zu sprechen. Er selbst ist darin ein Meister. In meinem Buch habe ich ja ausführlich beschrieben, wie sehr er mich als mein Mentor inspiriert hat und wie viel ich auch da von ihm lernen konnte. Ich gestehe ein, dass ich dabei noch immer viel lernen darf. Zwar bin ich schon sehr weit gekommen, doch mir passiert es beinahe täglich, dass ich wieder in alte Muster gleite. Allerdings freue ich mich heute über solche Momente. Dann weiß ich, dass ich wieder einen kleinen Schritt nach vorne mache.
Zum Abschluss möchte ich dir noch die Worte von René Borbonus mitgeben, den ich sehr verehre. Er hat genau zu diesem Thema ein fantastisches kurzes Gedicht verfasst. Danke, dass du bei meinem neuen Blogbeitrag dabei warst. Hat er dir gefallen? Dann teile es gern mit anderen.
Fröhlichst
Dein André








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