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Freie Auswahl - Mein Glück ist eine Frage der Entscheidungen

  • Autorenbild: André Maaß
    André Maaß
  • 8. Aug. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 16. Aug. 2021


Ob Losbuden auf Jahrmärkten so eine Art Kindheitstrauma sind, kann ich nicht sagen. Bei keinem der Lose, die ich jemals in Händen hielt, brüllte ein weiß bekittelter Budenbesitzer "Freie Auswahl - Gewinnegewinnegewinne" in eine überforderte Lautsprecheranlage. Stattdessen war ich immer einer von denen, die mit kleinen, bunten, schrottoiden Schraubenziehern von dannen ziehen mussten. Wahlweise gabs auch schon mal ’ne Wasserpistole, die überall Wasser rausließ, nur nicht vorne aus der Mündung. Vermutlich wäre ich beim Hauptgewinn eh mit dem Angebot an bunten Stofftierchen und anderen Hauptpreisen überfordert gewesen. Es ist eben nicht immer leicht, eine Entscheidung zu treffen. Gerade, wenn es nicht nur um bunte Trostpreise, sondern um Weichen im eigenen Leben geht. Schon als Kind wird man von seinem Umfeld geprägt und bekommt Dinge mit, die man dann als vollkommen richtig in sein Leben überträgt. Man hat es so kennengelernt, dann muss damit ja auch alles ok sein. Aber nur weil es vorgelebt wird, ist es nicht der einzig mögliche Weg. Das gilt besonders für negative Einflüsse. Wissenschaftler streiten über die Frage, warum ein Krimineller kriminell wird. Die Frage habe ich mir recht schnell beantwortet, wobei ich zugebe, dass meine Gedanken dazu nicht wissenschaftlich fundiert sind. Wozu auch? Ich hab ja Augen im Kopf und ein klein wenig gesunden Menschenverstand. Es gibt nun mal eine Wahrscheinlichkeit selbst kriminell zu werden, wenn man in einem entsprechenden Umfeld lebt. Um das zu erkennen, muss ich kein Soziologe sein.


Wie der Vater, so der Sohn?


Gerade von den Eltern nimmt man eine Menge an. Und zwar ohne zu hinterfragen. Da ich hauptsächlich bei meinem Vater aufgewachsen bin, waren meine Erfahrungen mit ihm auch die intensivsten. Im Grunde war er mir gegenüber ein guter Mensch. Fürsorglich, gewissenhaft und immer darum bemüht, dass es mir gut geht. Wo Licht ist, fehlt der Schatten aber auch nicht lange. So war es auch bei ihm. Seiner hieß Alkohol. Er war keiner dieser sogenannten "Wirkungstrinker", denen es nur darum ging, schnell und viel vom billigsten Fusel in sich hineinzuschütten. Er war so ein "Nebenbeitrinker", was ich ebenso gefährlich finde. Beim Heimwerken, beim Renovieren, zum Abendessen, nach der Arbeit und natürlich auf Feiern war hauptsächlich das Bier oder der Wein mit dabei. Wenn es in eine Kneipe zum Frühschoppen ging, musste ich in meiner Kindheit öfter mit. Da saß ich nun vor meiner Cola und langweilte mich zu Tode. Gelegentlich bekam ich mal eine Mark für die Musikbox oder den Daddelautomaten. Ansonsten sah ich Erwachsenen zu, die sich volllaufen ließen. Unbemerkt wurde der Alkohol auf diese Weise eine Art ständiger Begleiter. Eigentlich wäre es kein Wunder gewesen, wenn aus mir auch jemand geworden wäre, der dem Alkohol nicht abgeneigt ist. So war es dann ja auch. Zumindest eine Zeit lang. Als ich nämlich in dem Alter war, dass das Zeug auch in mein Leben Einzug hielt, habe ich mich reichlich ausgetobt. Keine Party habe ich nüchtern verlassen. Wenn ich das aus heutiger Sicht betrachtete, war ich wirklich auf dem besten Weg, so zu werden, wie mein Vater.

Bis hier hin und nicht weiter

Nach einer besonders heftigen Feier bzw. meinen Nachwirkungen kam ich ins Grübeln. Ist es das jetzt? So sollen große Teile meiner freien Zeit aussehen? Wohl eher nicht. Klar habe ich die Partys genossen und es war nett. Aber sind wir ehrlich: Dabei habe ich keine Lebensmomente gesammelt. So sehr ich mich heute auch anstrenge, mir fallen keine Erlebnisse und Momente ein, die für die Ewigkeit sind. Was mir nach wie vor sehr gegenwärtig ist, sind die Nachwirkungen dieser Feiern und meines Alkoholkonsums. Das ist alles andere als "Baccardi-Feeling" mit Sonne, Strand, Palmen und fröhlichen Menschen. Das hatte eher was von Mordor. So wollte ich mich nicht mehr fühlen und traf die Entscheidung, alles Hochprozentige aus meine Leben zu werfen. Nicht nur für ein paar Wochen Abstinenz, um dann wieder Vollgas zu geben. Es war dauerhaft und daran halte ich mich bis heute. Während meiner Zeit im Burn-out arbeitete ich vieles gedanklich auf. Auch beim Thema Alkohol kam ich erneut an. Es hätte mir gut passieren können, dass ich da zugegriffen hätte, um vermeintlich besser mit der Situation fertigzuwerden. Hab ich aber nicht und darauf bin ich stolz. Gerade weil ich viele erlebe, die Frust, Probleme und Stress in Alkohol aufweichen. Ich kam zu einer Erkenntnis: Mir war es gelungen, den fast schon vorgezeichneten Weg des Alkohols zu verlassen. Ich traf die bewusste Entscheidung hier anders zu sein, als es mein Vater mir vorgelebt hatte. Du fragst dich, was daran so besonders war? Die Frage beschäftigte mich auch, bis ich die Antwort sah. Viele können sich einfach nicht gegen ihr Umfeld wehren. Sie folgen blind den Beeinflussungen und lassen sich mitreißen, anstatt hier bewusst die Stopptaste zu drücken. Kein Schicksal ist nach meiner Meinung vorbestimmt, denn ich kann jederzeit anders entscheiden. Keine Umstände oder Menschen wären schuldig gewesen, wenn ein Trinker aus mir geworden wäre. Die Verantwortung hätte einzig und allein bei mir gelegen.


Vertrau der Macht, junger Skywalker

Man kann sein eigenes Glück und die gute Laune nicht wiederfinden, wenn man es nicht selbst in die Hand nimmt. Dazu muss man sich aber von eingebildeten Zwängen und Glaubenssätzen befreien. Dann kommt man zu der Erkenntnis, dass man alles selbst in der Hand hat. "Is´ doch logisch!", mag jetzt der ein oder andere denken. Sicher ist das vollkommen klar. Nur an der Umsetzung scheitert es allzu oft. So wie bei mir früher. Vom Moment an, wo mir klar wurde, dass ich beeinflusst und gelenkt werde, bis zur Veränderung dessen, vergingen bei mir Jahre. Heute bin ich weit davon entfernt, Spielball für andere Menschen oder Umstände zu sein. Die Macht, jederzeit eigenständig zu entscheiden, liegt bei mir. Meine Frau hat das auf ihre Art einmal sehr eindrucksvoll bewiesen. Nachdem sie eine lange Zeit geraucht hat, traf sie von einem Moment auf den anderen die Entscheidung, die Kippen wegzuwerfen. Wo andere mit Therapien, Hypnosen, Programmen, Pflastern und haste nich´ gesehen scheitern, entschied sie sich einfach, es nicht mehr zu tun. Bääm. Das ist jetzt schon so viele Jahre her und hält noch immer. Weil sie es so will! Ich bin unfassbar stolz auf sie. Mir braucht also niemand damit zu kommen, dass die Verantwortung dafür, dass etwas passiert oder eben nicht, bei anderen oder den Umständen liegt. Es liegt ausschließlich bei jedem selbst. Niemand muss bei dem einmal eingeschlagenen Weg bleiben, sondern hat jederzeit die Macht, alles zu verändern. Wenn man es denn will. In meinem Buch "Warum bist du eigentlich so gut drauf?" geht es ja darum, wieder glücklich und gut gelaunt zu sein. Dieser Punkt, stets selbst am Ruder zu stehen, spielt dabei für mich eine zentrale Rolle.


Fröhlichst

Dein André




 
 
 

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