„Finden“ ist eine Superkraft
- André Maaß

- 26. Sept. 2021
- 5 Min. Lesezeit

Ein großer Quell für Inspiration ist meine Frau. Etwas, womit sie mich schon seit dem ersten Tag immer wieder sprachlos macht: Sie ist eine "Finderin". Bevor ich sie kennengelernt habe, war ich selbst eher einer aus der Fraktion „Sucher“. Wenn ich beispielsweise einen neuen PC kaufen wollte, habe ich nach Angeboten und Schnappern gesucht. Meist bin ich erst nach längerer Zeit fündig geworden und das Ergebnis war dann auch nur mittelgeil. Seit ich sie kenne, habe ich von ihr ein anderes Prinzip gelernt. Sie hat mir gezeigt, dass „suchen“ die schlechtere Option ist. Das stimmte in meinem Fall auch. Wenn ich aktiv gesucht habe, war ein gewisser Druck dahinter, durch den ich dann letztlich sogar verkrampfte. Traf ich dann zum Schluss eine Entscheidung, entstand oft eine „Kaufreue“. Warum? Weil plötzlich die Frage durchs Gehirn spukte, ob es nicht irgendwo noch günstiger oder besser gewesen wäre. Das ist das Schicksal von Suchern. Sie sind sehr oft unzufrieden, was wiederum unglücklich macht.
Da sein, offen sein und dann finden
Vor einiger Zeit habe ich erst wieder erlebt, wie toll und entspannt das Prinzip „Finder“ ist. Meine charmantere Hälfte und ich waren unterwegs, uns nach einer neuen Einrichtung umzusehen. Da wir zu dem Zeitpunkt gebaut haben, gab es für uns viel anzuschauen, zu überlegen und auszuwählen. Der Weg führte uns in ein großes Möbelhaus bei Bremen, das wir gemächlich von oben nach unten durchschlenderten. Irgendwann landeten wir natürlich auch in der Küchenwelt und wir schauten uns die verschiedenen Ausstellungsstücke an. In einer der Modellküchen stellte mich meine Frau an den Herd und ließ mich testen, wie ich 1,90 m-Mann mit der Abzugshaube klarkomme. Wir brachen in Gelächter aus, als ich am Herd stand und die Haube auf Briefmarkenabstand direkt vor meinem Gesicht hatte. Belustigt gingen wir weiter. In der nächsten kleinen Fläche war der Beraterplatz eines Mitarbeiters der Küchenplanung. Er sprach uns sehr freundlich und höflich an: „Ich kam nicht umhin, Ihr belustigtes Gespräch bezüglich der Abzugshaube mit anzuhören. Ich habe da eine gute Idee für Sie. Darf ich Ihnen die mal zeigen?“. Wir kamen ins Plaudern und merkten schnell, dass es sich nicht um einen typischen Verkäufer handelte. Dieser Mensch hörte einfach zu und erkannte, was wir brauchten und uns wünschten. Zu allem, was wir anmerkten, hatte er eine tolle Idee. Das Ende vom Lied: Am nächsten Tag vereinbarte ich einen Termin, damit wir mit ihm unsere neue Küche planen konnten. Zudem stellte sich heraus, dass wir in den Genuss von äußerst großzügigen Angeboten kommen würden, sodass unser Küchentraum bezahlbare Wirklichkeit wurde. Die Ursache von allem ist: Wir waren da! Nur dadurch haben wir diesen Berater kennengelernt und dieses gute Angebot bekommen. Hätten wir zu dem Verkäufer gesagt, dass wir kein Interesse an einem Gespräch haben, wäre uns all das entgangen. Wir haben nicht gesucht, sondern gefunden. In diesem Fall war elementar wichtig, die Möglichkeit für das Finden zu schaffen. Allein, weil wir dort waren, haben sich Chancen für uns aufgetan. Wir gehen unseren Weg und sind aufmerksam für die Nuggets, die sich links und rechts bieten. Einfach da sein, dabei sein und dann finden.
Mir fällt auch nicht mehr oder weniger zu als anderen
Wir schreiben dem Glück nicht vor, wie es in unser Leben treten soll. Wie hast du es in der Vergangenheit gehandhabt? Warst du bislang einer von den „Suchern“? Dann ist es vielleicht an der Zeit, mal den Blickwinkel zu verändern. OK, das ist nicht so ganz einfach, denn du musst dazu ein klein wenig deine Sichtweise verändern. Außerdem brauchst du Vertrauen in die Dinge. Wenn du den Ansatz der „Finder“ verfolgst, kommt das, was du willst, im richtigen Moment zu dir. Ich weiß, das klingt jetzt wie eine von diesen abgedroschenen Trainerweisheiten oder „Eso-Gelaber“. Hätte ich früher auch so gesehen. Ich erlebe jedoch beinahe täglich, dass das, was ich mir wünsche, genau dann zu mir kommt, wenn es so weit sein soll. Witzig ist dazu noch, dass ich aus meinem Umfeld oft den Satz höre: „Ja, dir fällt das ja auch alles zu." Mir fällt auch nicht mehr oder weniger zu als anderen. Ich halte nur meine Augen und Ohren offen, welche Chancen sich mir bieten. Hauptsächlich macht es meine Frau. „Finden“ ist ihre Superkraft und auch das beweist sie mir beinahe täglich. Dafür bewundere ich sie und bin glücklich, dass ich hier von ihr lernen konnte! Sicher kennst du irgendjemanden, von dem du denkst, dass er alles einfach so vor die Füße gelegt bekommt. Wir sind ja unter uns: Da können schon ein paar Neidgefühle aufkommen, oder? Verstehe ich sehr gut. War bei mir auch so. Anstatt mich damals neidvoll zu ärgern, dass anderen augenscheinlich alles in den Schoß fiel, gab es einen besseren Ansatz: finden. Bei mir selbst fing ich an und hörte erst mal damit auf, krampfhaft zu suchen.
Ich schreibe meinem Ziel nicht vor, wie es in Erfüllung gehen soll
Mich hat Suchen unglücklich gemacht, denn es hat eng mit Enttäuschungen zu tun. Mit der Suche habe ich oft große Hoffnungen verbunden, die dann am Ende nicht erfüllt wurden. So wie ein Kind, das an Ostern aufgeregt nach den versteckten Süßis sucht und dabei so verkrampft, dass es die offensichtlichen Verstecke nicht findet. Loslassen ist hier das Zauberwort. „Lass den Gedanken fallen“, ist ein Zitat vom Dalai Lama, das mir echt geholfen hat. Nicht angestrengt suchen, sondern entspannt schlendern. Dabei musste ich lediglich die Augen und Ohren offenhalten, um gute Gelegenheiten zu erkennen. Das heißt, ich lasse los. Der gedankliche Switch bei mir war: Nicht ich versuche mit allen Mittel das Ziel zu erreichen, sondern ich lasse das Ziel mich erreichen. Ich gebe ihm die Möglichkeit, mich zu finden, indem ich Gelegenheiten schaffe, bei denen es mir begegnen kann. Bezogen auf das Beispiel mit der Küche: Wir wollten eine hochklassige Beratung für eine tolle Küche zu einem guten Preis. Statt nun wild nach Rabatten zu suchen, haben wir durch unser Schlendern im Möbelhaus Raum gegeben, dass uns unser Ziel findet. Wäre daraus nichts entstanden, hätte es andere Möglichkeiten gegeben. Spannenderweise glücken mir die Dinge, wenn ich einerseits nicht daran denke und andererseits gar nicht mehr damit rechne. Anfänglich ist mir das sehr schwergefallen, mich nicht mehr so auf das zu fokussieren, was ich mir vorgenommen hatte. Zumal mir von verschiedenen Seiten eindringlich gesagt wurde, dass ich mein Ziel immer visualisieren soll. Nun ja, die einen sagen so, die anderen so. Ich habe seitdem versucht, mir den Mittelweg daraus zu bauen. Klar behalte ich mein Ziel fest im Auge. Doch schreibe ich ihm nicht mehr vor, wie es in Erfüllung gehen soll. Eines meiner größten Learnings bei meinem Weg aus dem Burn-out war das „Finder“-Prinzip. Finden ist eine Superkraft und macht glücklich. Zumindest ist es doch eine Überlegung wert. Oder?
Fröhlichst
Dein André








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