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Dein "Haus des Glücks" kannst du nicht kaufen - du musst es selbst bauen

  • Autorenbild: André Maaß
    André Maaß
  • 6. März 2022
  • 5 Min. Lesezeit

In meinem Burn-out klebten die dunklen und niederschmetternden Gedanken an mir wie ein nasser Duschvorhang. Die Welt hatte in meiner Wahrnehmung nur noch Grautöne, anstatt bunt zu sein. Das lag nicht nur an der Jahreszeit. Mental war mir die Farbe ausgegangen und ich fühlte mich permanent wie in einem Nebel. Flankiert wurde das Ganze dann von dem Gefühl eines tiefen Unglücks. Ich konnte mich sogar kaum noch daran erinnern, wie es war, mich glücklich zu fühlen. So etwas liegt wie eine schwere Last auf den Schultern und drückt unerbittlich nach unten. Die Sehnsucht danach, endlich wieder glücklich zu sein, wird stetig größer. Wiederholt habe ich mir die Frage gestellt, was ich brauche, um wieder Glück zu empfinden. Ich hatte den Wunsch nach Veränderung, aber mir war nicht klar, wie ich das anstellen und vor allem, was sich verändern sollte. Ich eierte irgendwie herum. Vor kurzem war ich in Gedanken wieder in dieser Zeit. Ich habe darüber nachgedacht, was ich mir aus heutiger Sicht in der Situation sagen würde.


Glück hat keine Währung


Mein erster Hinweis für mein damaliges Ich ist, dass es nichts auf der Welt gibt, das mich glücklich machen kann. Glück hat keine Währung, keinen Gegenwert und keinen Preis. Es hängt in erster Linie von meinem eigenen Blickwinkel ab. Wie sehe ich die Welt um mich herum? Welchen Aufkleber bekommen Menschen, Dinge und Situationen von mir? Meine Sichtweise ist entscheidend dafür, wie mein Umfeld auf mich wirkt. Ich kann darüber steuern, wie viel Macht ich Personen und Umständen über mich gebe. Wenn ich es zulasse, mein persönliches Glücksempfinden an Dinge oder Wünsche zu hängen, gebe ich die Fähigkeit der Steuerung aus der Hand. Andere Menschen sind nicht dafür verantwortlich, dass es mir gutgeht. Es ist nicht ihre Aufgabe. Nur ich allein kann erreichen, dass ich glücklich bin. Mein Umfeld ist entsprechend auch nicht schuldig, wenn ich das Gefühl von Unglück in mir trage. Wenn man an der Stelle jedoch nicht aufpasst, dann sucht man schnell die Schuld bei den anderen. "Hätte er nicht... dann würde es mir jetzt nicht schlecht gehen." Es ist typisch menschlich, schnell in Schuldzuweisungen zu denken. Aber genau da ist der magische Punkt, der zu einer Veränderung führen kann. Wenn ich erkenne, dass mich die Dinge, die Menschen und die Umstände weder glücklich noch unglücklich machen können, bin ich einen riesigen Schritt weiter. Es ist lediglich mein Blick darauf, der über Glück und Unglück entscheidet. Ich allein bestimme, in welchen Rahmen ich das Geschehene setze. Früher, und gerade während meiner Burn-out-Zeit, war in mir häufig das Gefühl, ständig nur Pech zu haben. Mir wurde aber irgendwann klar, dass das Unsinn ist. Niemand hat nur Pech und niemand hat durchgehend Glück. Es braucht immer beides für ein natürliches Gleichgewicht. Wie will man sonst Glück empfinden, wenn man das Unglück nicht kennt? Du weißt das Gute in deinem Leben nur zu schätzen, wenn du das Schlechte erlebt hast. So ist es auch mit dem Frieden. Er hat für dich erst dann eine richtige Bedeutung, wenn du den Krieg erleben musstest.


Glück braucht ein starkes Fundament


Es steht und fällt letztlich alles mit meiner Einstellung. Das würde ich meinem Ich von damals immer wieder sagen. Ich vergleiche Glück gern mit einem Haus. Da kann ich auch nicht einfach mit dem Finger schnippen und es steht fix und fertig da. Ich muss es bauen und kann dann auch nicht mit schicken Verzierungen beginnen. Am Anfang steht ein starkes und solides Fundament. Wie soll das Haus sonst Stabilität bekommen? Mein Fundament in Bezug auf mein Glück war eine positive Grundeinstellung. Die hatte ich nicht und musste erst einmal dafür sorgen. Um sie zu bekommen, war es wichtig, Akzeptanz zu trainieren. Sie war letztlich das Heilmittel gegen unlösbare Zustände. Vor meinem Burn-out habe ich mich oft und viel aufgeregt. Besonders über die Dinge, die ich nicht mal ändern konnte. Oftmals waren es auch Kleinigkeiten, über die ich heute nur müde lächle. Vor allem diese Akzeptanz war es, die mich befreit hat. Sie trug einen entscheidenden Teil dazu bei, dass ich mit jedem Tag mehr und mehr zu einer positiven Grundstimmung gekommen bin. Hinzu kam, dass ich die Dinge und Menschen nicht mehr einer Bewertung unterzog. Stattdessen habe ich mir Vorkommnisse wie von einem Balkon aus angesehen. Sozusagen mit einer mentalen Distanz. Der Wechsel vom Involvierten zu einem Beobachter hilft mir bis heute, Situationen klarer zu beurteilen. Auch dadurch wurde mein Fundament immer stabiler. Das habe ich besonders in der ersten Zeit nach der Burn-out-Hochphase zwischen September 2012 und März 2013 gemerkt. Mein "Haus des Glücks" hatte nun also einen stabilen Untergrund, auf dem ich aufbauen konnte.


Es braucht halt seine Zeit


Schau dich mal in den sozialen Medien und im Internet um. Es gibt so irre viele, die dir "Die 5 goldenen Regeln für Glück" oder "Die drei Schritte zu einem glücklichen Leben" zeigen wollen. Davon kann auch eine Menge funktionieren, da bin ich mir sicher. Allerdings muss man immer für sich selbst gucken, ob das wirklich passt. Um bei dem Haus-Beispiel zu bleiben: Klar kann ich mir auch das Haus eines anderen kaufen. Das geht schneller. Aber ob es dann so ist, wie ich es mir erträumt habe? Ob es das starke Fundament hat, das ich brauche? Für mich hat es so nicht funktioniert. Ich musste mein "Haus des Glücks" Stein für Stein selbst aufbauen. Wieder glücklich zu werden, ist dabei keine Frage der Geschwindigkeit. Damals musste ich lernen, dass all das nun einmal nicht von heute auf morgen klappt. Geduld ist ein mächtiges Werkzeug, mit dem ich nicht sofort gut umgehen konnte. Meinem damaligen Ich würde ich empfehlen, sich Zeit mit allem zu lassen. Über so viele Jahre habe ich nach Mustern gelebt, die nicht zu mir gepasst haben. Ich habe Glaubenssätze in mir getragen, die mich überhaupt erst in den Burn-out führten. Das alles lässt sich nicht hoppla hopp umschmeißen. Die Veränderungen, die ich vor vielen Jahren angeschoben habe, dauern auch heute noch an. Das Haus ist langsam gewachsen und ich bin schon sehr weit gekommen. Immer mal wieder musste ich Wände einreißen und neu aufbauen. Aber das, was heute schon steht, ist solide und hat mich zu einem völlig neuen Menschen werden lassen. Ich weiß nicht, wie lange es noch dauert. Es besteht sogar die Möglichkeit, dass es nie fertig wird. Ich glaube, ich will das auch gar nicht. Denn daran zu bauen an sich macht mich schon glücklich und ich schaue mir oft zufrieden an, was ich bisher geschafft habe.


Dauerhaftes Glück gibt es nicht


Ich bin heute sehr gefestigt und stehe stabil im Leben. Wenn ich morgens aufstehe, habe ich gute Laune und freue mich auf den Tag. Ich gehe neugierig los und bin gespannt, was er für mich bereithält. Das weiß ich zu würdigen, denn ich habe die meiste Zeit meines Lebens im Gegenteil verbracht. Ich lernte zu schätzen, was ich habe und führe mir immer wieder vor Augen, dass ich nicht viel brauche, um Glück zu empfinden. Vor allem ist mir klar, dass es im Leben genauso viel Negatives wie Positives gibt. Auch hier strebt die Natur nach Ausgleich. Der Unterschied liegt aber an meiner Betrachtungsweise. Früher haben mich Rückschläge niedergeschmettert. Ich glaubte, dass dieser Zustand jetzt dauerhaft so sein wird. Heute ist das anders. Warum? Weil ich weiß, dass auch dieser Teil in meinem Leben vorübergehen wird. Das Gute kommt und geht, das Schlechte kommt und geht. Nichts davon bleibt für immer. Vor allem aber bin ich nicht machtlos, wenn etwas Negatives kommt. Ich kann meinen Blickwinkel darauf verändern. Ich kann den Pfeil "Akzeptanz" aus dem Köcher ziehen und danach alles mir mögliche tun, um das Steuer herumzureißen. Ohnmacht war gestern. Heute übernehme ich die Initiative und halte das Ruder fest in der Hand. Es gibt kein dauerhaftes Glück. So wie es auch kein ständiges Unglück gibt. Seitdem ich das verstanden habe, lebt es sich wesentlich leichter. Glücklich zu sein bedeutet nicht, ständig mit debilem Dauergrinsen herumzulaufen und alles durch rosaroten Dunst zu sehen. Es bedeutet vor allem, eine positive Grundstimmung in sich zu tragen. Mit diesem starken Fundament fällt es wesentlich leichter, den Herausforderungen des Lebens zu begegnen. Ich lache nicht alles weg. Aber ein Schmunzeln ist erlaubt und macht die Sache leichter.


Fröhlichst

dein André

 
 
 

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